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Hermann Ludes Thörnicher Ritsch Spätlese "Speyer" 2022
Die Thörnicher Ritsch Spätlese „Speyer“ 2022 ist ein Riesling, der sich wohltuend abhebt vom gängigen Bild der fruchtsüßen Moselweine. Was Hermann Ludes hier abfüllt, ist keine Spätlese im modernen, gefälligen Stil, sondern ein Wein, der auf beeindruckende Weise an die großen Rieslinge vergangener Jahrzehnte erinnert – präzise, mineralisch, voller Spannung und mit einer Süße, die nicht betonen, sondern ausbalancieren will.
Im Glas zeigt sich der Wein hell und glasklar, mit einem leichten Goldschimmer. Die Nase ist kühl und zurückhaltend, aber vielschichtig. Zitruszeste, grüner Apfel, ein Hauch weißer Pfirsich, dazu eine feine Kräuterwürze – das Ganze unterlegt mit einer intensiven, schiefrigen Mineralik, wie man sie fast nur aus alten Rebanlagen in extremen Steillagen kennt. Es duftet nicht nach Bonbon oder Überreife, sondern nach Tiefe, nach Herkunft.
Am Gaumen ist der Wein sofort präsent, aber nicht aufdringlich. Die Restsüße ist fein dosiert – sie schafft Balance, ohne je ins Moll zu kippen. Die Säure ist animierend, straff und trägt den Wein in die Länge, begleitet von dieser typischen Ritsch-Mineralik: salzig, kühl, mit enormer Spannung. Man hat beinahe das Gefühl, der Wein wolle sich in Schichten öffnen – zunächst mit einer gewissen Zurückhaltung, dann zunehmend großzügig, komplex und klar strukturiert.
Der Name „Speyer“ bezeichnet eine kleine Parzelle innerhalb der Thörnicher Ritsch – mit teils sehr alten, zum Teil wurzelechten Reben, die tief im Schiefer verwurzelt sind. Ausgebaut wird der Wein, wie bei Ludes üblich, ohne Schnörkel: langes Hefelager, kein übermäßiger Einfluss von Technik oder Kellertricks. Hier spricht die Lage, nicht der Kellermeister.
2022 war vielerorts ein warmes Jahr, das durchaus üppige Weine hervorgebracht hat. Umso beeindruckender, wie klar, geradlinig und kühl dieser Wein wirkt. Man spürt die Hand des Winzers, der nichts übertreibt, sondern reduziert – auf das Wesentliche, auf Ausdruck und Herkunft.
Trinkreife: Schon jetzt ein großer Genuss, besonders für Kenner, die diese Stilistik zu schätzen wissen. Doch das wahre Potenzial liegt in der Zukunft. Fünf bis zehn Jahre Reife dürften dem Wein nicht nur gutstehen, sondern ihn deutlich vertiefen – mit Noten von getrockneten Kräutern, Honigwachs, reifer Quitte und einer wunderbar cremigen Textur.
Speiseempfehlung: Ideal zu kräftigem Weichkäse wie gereiftem Brie de Meaux oder Comté. Auch zu asiatisch inspirierten Gerichten mit leichter Süße oder Schärfe ein exzellenter Begleiter. Oder – wie es sich für einen solchen Wein gehört – ganz für sich allein, als Solist mit Konzentration und Ruhe.
Ein Riesling für Kenner, für Sammler, für Liebhaber der alten Mosel. Wer sich für die klassischen Weine von JJ Prüm, von Willi Schaefer oder den alten Auslesen von Egon Müller begeistern kann, sollte hier sehr genau hinsehen – und besser noch: eine Kiste in den Keller legen.



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Scharnweberstraße 80
12587 Berlin
Deutschland
Eigenschaften

leicht

Fruchtsüß


mittel

7.5
Empfehlungen

6 - 8°C

Weißweinglas

nein

jetzt trinken
Es gibt Weingüter, die schreiben Geschichte – und solche, die still und kompromisslos an ihr weiterschreiben. Julian Ludes gehört zur zweiten Sorte. Seit 2020 führt er das Familienweingut in Thörnich an der Mittelmosel – mit Vision, aber ohne Eile. Alles dreht sich um den Riesling. Alte Reben, 30 bis 90 Jahre, wurzelecht, tief verwurzelt im blauen und grauen Schiefer.
12 Hektar pure Präzision: von der sagenhaften Thörnicher Ritsch über die Klüsserather Bruderschaft bis zum Pölicher Held. In der Ritsch wird nicht einfach Wein gemacht – hier wird Riesling gemeißelt. Die steile Lage, umrahmt von Seitentälern, liefert Weine, die filigran, leichtfüßig und zugleich unvergesslich sind.
Julian Ludes vinifiziert mit leiser Hand und großem Gespür. Seine Weine sind nicht laut, aber sie bleiben – und das längst nicht nur in der Erinnerung: 3 Sterne im Vinum Weinguide, Lob von Parker & Mosel Fine Wines, dazu die Auszeichnung als „Entdeckung des Jahres“. Das ist Riesling für Purist:innen. Und für Genießer:innen, die wissen, dass echter Geschmack vom Boden kommt.





