Zwischen Schiefer und Sturheit – das Weingut Hermann Ludes in Thörnich

Zwischen Schiefer und Sturheit – das Weingut Hermann Ludes in Thörnich

July 24, 2025Felix Weingärtner

Wenn man auf der Suche nach einem Riesling ist, der nicht jedem gefallen will – dann wird man bei Julian Ludes fündig. Was hier aus der steilen Lage Thörnicher Ritsch kommt, ist kein Mainstream-Moselwein. Kein Pfirsichduft, kein Kuschel-Kabinett, kein „easy drinking“. Sondern: Riesling mit Haltung. Riesling mit Rückgrat. Riesling, wie er früher war – und heute wieder gebraucht wird.

Ein Weingut gegen die Zeit

Das Weingut Hermann Ludes wirkt auf den ersten Blick aus der Zeit gefallen. Kein modernes Corporate Design, kein marktschreierischer Auftritt. Stattdessen: eine Familie, die ihre Weinberge kennt. Alte Reben, harte Arbeit in Steillage, Ausbau im klassischen Fuderfass. So hat schon Großvater Ludes Riesling gemacht. Und Julian, der heute das Ruder übernommen hat, verändert kaum etwas – und genau das ist seine Stärke.

In einer Zeit, in der viele Weine gefälliger, fruchtiger, glatter werden, setzt Julian auf Kühle, Klarheit und Struktur. Seine Weine brauchen Zeit im Glas. Manche brauchen Zeit im Keller. Aber sie danken es einem mit Tiefe und einer fast elektrischen Spannung. Kein Schnickschack, keine Pompösität – nur Schiefer, Säure, Präzision.

Ritsch – die unterschätzte Legende

Die Thörnicher Ritsch ist eine der spektakulärsten Lagen der Mosel – extrem steil, schiefrig, kühl. Lange unterschätzt, nie wirklich „in Mode“. Aber genau das macht sie so spannend. Sie bringt Weine hervor, die weniger auf Primärfrucht setzen, dafür umso mehr auf Mineralität, Energie und Langlebigkeit.

Julian Ludes zeigt, was aus dieser Lage möglich ist. Die Weine sind oft karg im besten Sinne. Reduziert. Manchmal fast stur. Aber wenn man sie versteht – oder sich zumindest auf sie einlässt –, entfalten sie einen Sog, der selten geworden ist im heutigen Weinangebot.

Spontanvergoren, ungeschönt – aber kein Naturwein

Auch wenn vieles im Keller handwerklich läuft – Spontangärung, keine Schönung, wenig Intervention –, ist Julian kein Naturweinmacher im hippen Sinne. Seine Weine sind technisch makellos, klar, stilistisch sauber. Aber sie sind eben auch keine gefälligen Objekte. Sondern Charakterköpfe. Genau wie ihr Macher.

Warum Hermann Ludes jetzt wieder wichtig ist

In den letzten Jahren ist das Interesse an solchen Weinen gewachsen. Nicht laut, nicht massenhaft – aber unter Sommeliers, Händlern und Kund:innen, die genug haben von gefälligem Einheitsgeschmack. Ludes steht plötzlich wieder auf den Weinkarten der Besten. Nicht, weil er es darauf anlegt – sondern weil Authentizität sich am Ende eben doch durchsetzt.

Julian Ludes macht keine Weine für alle.
Aber für alle, die mehr wollen.

 

📦 Ludes-Weine bei uns im Sortiment

In unserem Laden und Online-Shop finden Sie eine Auswahl der aktuellen Ludes-Weine – vom knackig-präzisen Gutsriesling bis hin zu den Einzelparzellen wie „Speyer“ oder dem „Monster“. Allesamt Weine, die man nicht nur trinken, sondern verstehen lernen kann.

Fragen Sie gerne nach Empfehlungen oder Jahrgängen zum Zurücklegen.
Denn Geduld – das hat man bei Ludes gelernt – wird bei Riesling immer belohnt.

Julian war zuletzt übrigens im Berühmten Weinpodcast Terroir und Adiletten.

 

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